Das Oldenburger Wunderhorn

LK Vechta
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Wappen des Landkreises Vechta. Oben: Rote Balken auf Goldgrund aus dem oldenburgischen Landeswappen, was an die Zuteilung des Amtes Vechta an Oldenburg im Jahre 1803 erinnert. An die Grafen von Calvelage-Ravensberg, die vor dem Verkauf an Münster 1252 in Lohne beheimatet waren, erinnern die silbernen Sparren auf rotem Grund (historisch umgekehrt: rote Sparren auf Silbergrund, heraldisch umgestellt zur Vermeidung nebeneinanderliegender gleicher Farben). Unten (aus gleichem Grund farblich umgestellt): drei goldene Wolfsangeln auf rotem Grund, das Wappen der Grafen von Galen, von 1677 bis 1827 selbständige Herren in Dinklage. Am 27.12.1955 verliehen. (Nach Manfred Furchert: Oldenburgisches Wappenbuch, Band 1, Oldenburg 2003, S. 99.)
 

Das historische Land Oldenburg besteht heute im wesentlichen aus sechs Landkreisen und drei kreisfreien Städten (Übersicht auf Seite Landesteile), an denen man sich bei geschichtlichen Fragestellungen leicht orientieren kann. Zum Vergleich siehe die historischen Verwaltungsgliederungen etwa des Vechtaer Kreisraumes im Wandel der Zeiten. Nachfolgend sind auch einige moderne Informationen über den gegenwärtigen Landkreis aufgeführt, der aber nicht eigentlicher Gegenstand der Betrachtung ist, sondern nur den Rahmen dafür bietet.

Lage

Der Landkreis Vechta liegt im südlichen Westteil des deutschen Bundeslandes Niedersachsen. Er grenzt innerhalb des alten Oldenburger Landes an die Landkreise Cloppenburg und Oldenburg sowie außerhalb im Südwesten an den Landkreis Osnabrück, im Osten an den Landkreis Diepholz und berührt beim Dümmer-See im Südosten fast das Bundesland Nordrhein-Westfalen (vgl. Kreisübersicht).
 

Landkreis Vechta (Verwaltungssitz Vechta) mit seinen zehn Land- und Stadtgemeinden: 1. Bakum, 2. Damme, 3. Dinklage, 4. Goldenstedt, 5. Holdorf, 6. Lohne (in Oldenburg), 7. Neuenkirchen-Vörden, 8. Steinfeld (in Oldenburg), 9. Vechta, 10. Visbek.
(Ausschnitt aus: Bezirkskarte 1 : 200.000, Niedersachsen mit Gemeindegrenzen, Regierungsbezirk Weser-Ems, Hrsg. Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen (LGN), 4. und [nach Auflösung der Bezirksregierungen] letzte Auflage, Hannover 1997, nicht mehr im Kartenhandel erhältlich. Zur Wahrung der Urheberrechte an gegenwärtigen topographischen Einzelheiten ist die starke Verkleinerung auf ca. 10% der Originalgröße unumgänglich (Ortsdetails sind nicht erkennbar, Kartenausschnitt kann nicht vergrößert werden). Bearbeitet von Martin Teller, Oldenburg, Oktober-Dezember 2006. – Einen genaueren Einblick in die heutige Siedlungsgeographie der Kreise und kreisfreien Städte bietet die zur Anschaffung empfohlene und regelmäßig neu aufgelegte zweiteilige Regionalkarte von Oldenburg der LGN im Maßstab 1 : 100.000.
 

Natur- und Kulturlandschaft

Der Landkreis Vechta liegt etwa zu gleichen Teilen in drei unterschiedlichen geographischen Landschaften bzw. in mehreren Teillandschaften. Der Norden bis etwa zur Linie Lüsche-Vechta gehört zur Cloppenburger Geest, erfaßt nördlich Visbek noch einen Randbereich der Delmenhorster Geest, im Osten bei Goldenstedt das Huntetal und südlich von diesem Ort bis Vechta einen Teil der Diepholzer Moorniederung. Die zweite Hauptlandschaft im Südwesten ist ein Teil des (größtenteils außeroldenburgischen) Artländer Beckens, das sich bogenförmig etwa ab südlich Bakum und westlich von Lohne, Holdorf und Neuenkirchen erstreckt. Drittens der entsprechend mitgebogene Raum im Südosten des Landkreises von Vörden bis Vechta als ausgeprägte Artländer Teillandschaft der Dammer Berge, die im Osten wiederum von der Diepholzer Moorniederung begleitet wird. (Vgl. Landschaften Nr. 5, 6 und 7 unter Geographie.) Die Vechtaer Geestgebiete steigen von West nach Ost von etwa 35 auf 40 m an und erreichen im Norden ihre größten Höhen mit 50-60 m westlich von Visbek, das der Garther Heide auf Cloppenburger Seite benachbart liegt (südlich der Ahlhorner Heide im Landkreis Oldenburg). Dagegen liegt der 1 km schmale Einschnitt des Huntetals an der östlichen Kreisgrenze nur um 30 m hoch, und die Diepholzer Moorniederung bei 40 m über NN. Das gilt auch für die Moorbereiche der Teillandschaft Dammer Berge im Südosten, die diese auf ihrer Ost- und Südseite begleiten. Die Dammer Berge selbst, die höchsten Erhebungen im Oldenburger Land, erreichen in ihrem Südteil um Damme bis Steinfeld durchschnittlich 120 m und liegen in mehreren Spitzen nochmals darüber, deren höchste mit 145 m der Signalberg ausmacht. Nördlich bis Vechta nimmt die Höhe auf 40 m ab. Das Artland westlich dahinter fällt von Süd nach Nord von ca. 35 auf ca. 25 m.
Diesem Geländeabfall folgen kleinere Flüsse und Kanäle um Dinklage, die Richtung Westen in einen der Hase-Läufe münden. Der Vechta von Osten umfließende und durchfließende Vechtaer Moorbach ist im Westen der Stadt zum Fladderkanal ausgebaut, der weiter westlich ebenfalls die Hase-Niederung erreicht. Die Hunte als größer Fluß bildet die Ostgrenze des Landkreises. Im Norden bei Visbek fließt die Twillbäke (ein Namensvetter der stadtoldenburger Tweelbäke) in die auf der Grenze zum Landkreis Oldenburg fließende und nordöstlich zur Hunte entwässernden Aue. An seiner südöstlichsten Stelle berührt der Landkreis das Ostufer des Dümmers, den nur 1,4 m flachen aber mit 16 qkm zweigrößten Binnensee Niedersachsens. Die Dammer Berge sind im höhergelegenen Süden dicht, sonst nur noch aufgelockert mit natürlichem Laubwald und fortwirtschaftlichem Nadelwald bewachsen. Abgesehen davon ist der Landkreis mit wenigen größeren Wäldern bei Holdorf, Dinklage, westlich von Goldenstedt und an der Nordgrenze entlang der Aue nur mäßig bewaldet. Das einzige offizielle Seebad im Dümmer liegt im Landkreis Vechta bei Dümmerlohausen. Weite Teile der Uferzone wurden unter Naturschutz gestellt, was auf Vechtaer Seite jedoch nicht für die umgebenden Moor- und Feuchtwiesenniederung gilt, die Teil des Naturraumes sind. Das ganze Gebiet um den Dümmer einschließlich der Dammer Berge im Westen und der östlichen Moorniederungen außerhalb des Oldenburger Landes gehört allerdings zum Naturpark Dümmer, der Naturschutz und Naherholung gleichermaßen dient. Südlich der Dammer Berge erstreckt sich die breite Moorzone bis zum Mittellandkanal mit dem Ort Kalkriese. Die archäologischen Funde der dortigen Ausgrabungsstätte stehen wohl im Zusammenhang mit der Varusschlacht, bei der die Römer drei Legionen verloren.

Bemerkenswerte Kulturdenkmäler im hiesigen Raum stellen im Norden im Grenzbereich zum Landkreis Oldenburg und in den Dammer Bergen steinzeitliche Großsteingräber dar, dort auch die Überreste mehrerer frühgeschichtlicher Wallburgen, ebenso wie der Ringwall der Arkeburg bei Goldenstedt. Wie vielerorts im Oldenburger Land sind im Landkreis Vechta etliche Bauernhöfe und landwirtschaftliche Nebengebäude zum Teil in Ständer- und Fachwerkbauweise wichtige Vergangenheitszeugnisse. Es sind eine Reihe von mittelalterlichen Burgen oder frühneuzeitlichen Gutshöfen erhalten, die teilweise aus Burgen entstanden, wie Burg Dinklage, Haus Füchtel, Gut Ihorst und Haus Daren. Im ganzen südlichen Oldenburg sind Kirchplatz-Siedlungen zu entdecken, in denen die Kirche mit Hauszeilen platzartig umbaut ist, bevor die nächsten Straßen anschließen. Der neuzeitliche Kirchenbau in Visbek ist Nachfolger der ersten hölzernen Taufkirche um 800, von der aus das südliche spätere Oldenburger Land missioniert wurde. Zu den sehenswerten Kirchenbauten des Landkreises gehört die barocke Franziskaner-Klosterkirche in Vechta. Festungsbauwerke des 18. Jahrhunderts wie das Zeughaus und das fünfeckige Kaponier der ehemaligen Zitadelle in Vechta geben ein Bild vom früheren Militärwesen.
 

Landkreis-Daten

Fläche

812,54 Quadratkilometer

Einwohnerzahl

133.401 (Stand: 31. Dezember 2005)

Bevölkerungsdichte

164,2 Einwohner je km²

Kfz-Kennzeichen

VEC

Netzpräsenz des Landkreises
(aktuelle Informationen über heutige Landschaft, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Infrastruktur und Tourismus)

siehe bei Modernes Land Oldenburg unter Werkzeuge/Internet-Links

Quelle für zeitgenössische Inhalte von Tabelle und Texten: Wikipedia und andere Nachschlagewerke, bearbeitet und ergänzt vom Verfasser.
 

Wirtschaft und Infrastruktur

Seit der Industrialisierung gilt der Raum des heutigen Landkreises Vechta zusammen mit dem des Landkreises Cloppenburg als eines der wichtigsten Zentren für Viehzucht und Fleischveredelungsindustrie in Deutschland. Das Gebiet weist die höchste Konzentration von Massentierhaltungs-Mastbetrieben für Schweine-, Geflügel- und Rindfleisch in den alten Bundesländern auf. Zudem werden auf der Geest vor allem Kartoffeln, Halmfrüchte und Mais angebaut, im Artland im Westteil des Kreises herrscht dagegen ein kleinteiligerer Mix aus grünlandbezogenen Nutzungen wie Rinder- und Pferdezucht sowie Körnerfutter-, Mais- und Getreideanbau im Wechsel vor. Der Landkreis Vechta zählt zu den wirtschaftlich prosperierendsten Regionen Westdeutschlands, besonders in den Branchen Ernährungsindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Kunststofftechnik und Bauwirtschaft ist größeres Wachstum zu verzeichnen. Aufgrund der nennenswerten Öl- und Gasvorkommen im Landkreis haben sich hier außerdem Unternehmen der Erdöl- und Erdgasbranche angesiedelt. Die ehemalige Pädagogische Hochschule in der Kreishauptstadt Vechta wurde als Standort der Universität Osnabrück ausgebaut. Damme in den Dammer Bergen nahe dem Dümmer ist ein Sommerkurort. Von der Linie Oldenburg-Osnabrück bei Bramsche abzweigend führt eine Bahnstrecke über das oldenburgische Neuenkirchen und Vechta über Wildeshausen im Landkreis Oldenburg bis Delmenhorst. Die nach Bremen, Hamburg und Lübeck laufende Autobahn 1 (Hansalinie) erreicht im Süden bei Neuenkirchen-Vörden den Landkreis und führt zwischen den größeren Orten hindurch zum Ahlhorner Dreieck im Landkreis Cloppenburg, wo die Jadelinie A 29 nach Oldenburg und Wilhelmshaven abzweigt. Es besteht ein kleiner Flugplatz bei Rottinghausen nahe Damme.

Landkreisgeschichte
 

Raum des modernen Landkreises Vechta im Jahre 1856, ohne Detaildarstellung des Gebietes Vörden (z.T. außerhalb der historischen Karte); Grenzverläufe nicht ganz exakt. Zum Vergrößern anklicken. (Etwas verzerrt fotografierter Ausschnitt aus: Karte von dem Herzogthume Oldenburg. Nach der unter seiner Leitung in den Jahren 1835 bis 1850 ausgeführten allgemeinen Landesvermessung und den geschehenen Nachtragmessungen entworfen von A. P. Freih. v. Schrenck, Grossherzogl. Oldenb. Vermessungs-Director. 1858. Gezeichnet von Vermessungs-Conducteur F. Hennings, gestochen von F. W. Kliewer in Berlin. 1 : 200.000. Bearbeitet von Martin Teller, Januar 2007. – Ein praktischer da blattschnittloser Nachdruck der Karte des ganzen Oldenburger Hauptlandes von 1856 ohne Exklaven aber inklusive Legende, Maßketten und Gradnetz, hrsg. durch die LGN 1998, ist beim Katasteramt Oldenburg zu erwerben. Ihre Anschaffung ist Interessenten der Oldenburger Regionalgeschichte zu empfehlen.)
 

Im Hochmittelalter war der hiesige Raum in mehrere weltliche Herrschaften aufgeteilt, ehe sich im Spätmittelalter flächendeckend geistliche Herrschaften durchsetzten, vor allem das Bistum Münster. Daher wird die Gegend der heutigen Landkreise Cloppenburg und Vechta, die 1803 als südlicher Landesteil an das Herzogtum Oldenburg fiel – Oldenburger Münsterland genannt. (Seit 1831 beständige örtliche Behörde des Bistums Münster: Bischöflich-Münstersches Offizialat in Vechta). Der seit 1933 so bezeichnete Landkreis Vechta entstand als Amt Vechta bereits 1879 bei einer oldenburgischen Verwaltungsreform aus den vormaligen Ämtern Vechta, Steinfeld und Damme. Bei der Niedersächsischen Verwaltungs- und Gebietsreform 1974 wurden die Altgemeinden Hinnenkamp, Hörsten und der Flecken Vörden aus dem Landkreis Osnabrück in die Gemeinde Neuenkirchen-Vörden eingegliedert. Der Landkreis umfaßt heute zehn Einheitsgemeinden, darunter vier Städte. Kreissitz ist Vechta.
 

Martin Teller, 22.1.2007
 


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