|
|
Die Nordwestbahn möchte Bremen, Oldenburg und beider Umland mit einem S-Bahn-Verkehr verbinden, worüber im März und April 2008 mehrfach in der NWZ zu lesen war. Der Verfasser macht sich schon geraume Zeit Gedanken über den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Oldenburg und stellt aus aktuellem Anlass eine ältere Initiative dazu vor – diesmal sozusagen nicht in der Eigenschaft als Historiker, sondern als verkehrsplanerisch tätiger Geograph. Wenn ich als Schüler oder Student in Oldenburg mit dem Bus fuhr und der mal wieder im Stau stecken blieb, habe ich mir oft halb im Scherz halb sehnsüchtig gesagt: „Oldenburg braucht eine U-Bahn!“ Wenigstens auf der Strecke der größten innerstädtischen Entfernung hatte ich sie mir gewünscht, in Nord-Süd-Richtung, und eventuell noch eine Querlinie in Ost-West-Richtung dazu. Natürlich wäre solch ein Unternehmen nicht durchführbar gewesen, weil – ganz abgesehen von der kaum zu bewältigenden Finanzierung – der Oldenburger Untergrund wohl viel zu durchnässt wäre, um die Sache technisch mit vertretbarem Aufwand bewerkstelligen zu können. Umso aufmerksamer hatte ich in den 1990er Jahren aufgekommene lokalpolitische Pläne verfolgt, die auf den städtischen Bahngleisen ein S-Bahn-System einrichten wollten. An die Gleise gebunden könnte die S-Bahn zwar nicht so zentral durch die Stadt fahren wie eine U-Bahn. Da Oldenburg aber über ein Gleisnetz verfügt, das fast alle Stadtteile mehr oder weniger gut anbindet, erscheint der Vorschlag als interessante und vor allem durchführbare Alternative. Mit studentischer Begeisterung schrieb ich am 8.4.2001 unter dem Titel ÖPNV – Eine S-Bahn für Oldenburg? einen Brief an den damaligen Oberbürgermeisterkandidaten Dietmar Schütz (nachträgliche Erläuterungen für die Leser in eckigen Klammern): Seit Jahren verfolge ich sehr interessiert und mittlerweile ungeduldig die von der SPD angestoßene Diskussion um ein in hiesiger Region einzuführendes S-Bahn-System. Ein erneuter Zeitungsartikel zum Thema in der NWZ vom letzten Samstag bestärken mich in der Annahme, Sie seien der richtige Adressat für meine in der Anlage beigefügte Studie potentieller S-Bahn-Stationen im Raum Oldenburg [siehe Karte]. Weil ich weiß, daß Politik die Kunst des Machbaren ist, verzichte ich jetzt darauf, im einzelnen die Vorzüge dieser oder jener Haltestation darzulegen (kann das aber gerne ausführlich nachholen), und hoffe zunächst auf grundsätzliches „grünes Licht“ für diese langersehnte – und angesichts der regelmäßigen Staus auf den Ausfallstraßen gleichermaßen dringend nötige wie zukunftsweisende – Einrichtung. Drei Überlegungen sollten aber in die Planungen einfließen, damit überhaupt eine Chance auf Verwirklichung und dauerhaften Bestand eines S-Bahn-Systems besteht: 1. Je
dichter das Netz der Haltestationen geknüpft ist und je regelmäßiger
die S-Bahnen fahren (Pluspunkte wären gerade in den späten
Abendstunden zu sammeln!), desto größer wird die Akzeptanz und
Nutzung der neuen Verkehrseinrichtung sein, und umso eher rechnet
sich die Investition. Vor der Einrichtung neuer Haltepunkte und – wo
machbar – sogar neuer Schienenstücke, die über das alte Bahnnetz
hinausgehen, wäre also nicht zurückzuschrecken. 2. Es
sollte nicht der Eindruck entstehen, die S-Bahn würde in Konkurrenz
zum bisherigen, teuer subventionierten [Oldenburger] VWG-Bussystem
treten. Vielmehr sollte sie sich als verkehrspolitisch sinnvolle
Ergänzung dazu verstehen, was die Chance böte, den Verlauf mancher
Buslinien zu optimieren. Der ZOB [Zentraler Omnibusbahnhof] wiederum
würde durch ein weiteres Verkehrssystem noch aufgewertet. 3. Denn
sinnvollerweise wären die unmittelbar benachbarten Gemeinden
einzubeziehen, um bessere Verkehrsmöglichkeiten zu schaffen, die
Einpendler und Einkaufbummler an die Stadt zu binden und umgekehrt
von PKW unbeschwerten Tagestourismus von Oldenburg nach auswärts zu
ermöglichen. Dafür müssten die S-Bahn-Linien wenigstens bis in die
Zentren der Nachbargemeinden ausgedehnt werden. Kartengrundlage: Topographische Karte 1:50.000, L 2914 Oldenburg (Oldenburg), Normalausgabe, 7. Auflage 1990, Karte verkleinert auf ca. 25% Prozent der Originalgröße und nichtrelevante Bereiche ausgeschnitten, thematische Bearbeitung von Martin Teller (Kennzeichnung möglicher S-Bahn-Haltestellen), Oldenburg 2001. Innerstädtische Haltestellen blau, ländliche grün, 500 m-Einzugsbereiche rot. Die eingezeichneten Stationen sind keine definitiven Vorschläge sondern Diskussionsgrundlage. Zur bequemen Anbindung der Oldenburger Innenstadt läge z. B. keine Haltestelle näher als eine am Pferdemarkt, die sich aber in nächster Nachbarschaft zum Oldenburger ZOB befände. Haltestellen des Plans (innerstädtische Umsteigehaltestellen unterstrichen)
● Ost-West-Strecke:
(von/nach Bremen, Hude),
Tweelbäker Weg,
Hasenweg, Sandweg,
Stedinger
Straße, ZOB,
Pferdemarkt,
Botanischer Garten, Artillerieweg,
Wechloy
(Bahnunterführung Ammerländer Heerstraße),
Küpkersweg, Bloh. Am 4. Mai 2001 bekam ich darauf eine Antwort von Wolfgang Wulf, MdL (SPD): Vielen Dank, auch im Namen von Dietmar Schütz, für Ihr Schreiben vom 8. April 2001. In der Sache sind wir uns völlig einig. Unser Ziel ist nach wie vor die Einführung eines City-Bahn-Systems und dieses Ziel haben wir auch im Kommunalwahlprogramm so beschlossen. Die Vorstellung ist dabei, in einem Verbund von Nordwest-Bahn, Bremer Straßenbahn AB, DB AG und Hinzuziehung der VWG ein Konsortium zu schaffen, dass das realisiert. Ihr Vorschläge sind sehr hilfreich und deswegen würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie an der Entwicklung entsprechender Konzeptpläne der Oldenburger SPD mitarbeiten würden. Wir nehmen Sie in den Verteiler auf und werden Sie zu unseren Terminen einladen. Letzteres ist zwar nie geschehen, aber es ist zu begrüßen, dass der Zug nun nach mehr als sieben Jahren buchstäblich Fahrt aufzunehmen scheint. Solche Infrastruktureinrichtungen dienen selbstverständlich der ganzen Bevölkerung, weshalb der Einsatz dafür letztlich parteipolitisch neutral zu verstehen ist und wohl auch nur Erfolg hat, wenn er fraktionsübergreifend getragen wird. Rückblickend
möchte ich zu meinen damaligen Vorschlägen sagen, dass wenn versucht
wird, das Unmögliche zu denken und man sich nicht gleich am Anfang einer
Entwicklung Denkverbote auferlegt, man zu kreativen Lösungen kommen und
manchmal sogar das Unmögliche realisieren kann. (Bestes Beispiel ist die
Wiederentdeckung und Rettung des Heidenwalls.)
Wenn die
Einrichtung eines S-Bahn-Netzes tatsächlich gelingen sollte, dürften
sich die Oldenburger zunächst über die Ost-West-Route Bremen – Oldenburg
– Bad Zwischenahn freuen, die zwei wichtige regionale Ziele ansteuert.
Der Wüstinger Bahnhof auf dieser Strecke ist begrüßenswerterweise
mittlerweile von der Deutschen Bahn wieder in Betrieb genommen. Neben
einem jetzt diskutierten Zwischenhaltepunkt Wechloy genau in der Mitte beider Oldenburger Universitätsstandorte (Ammerländer Heerstraße nahe der
Bahnunterführung auf Höhe der Straße Bäkeplacken) hatte ich zwecks einer
größeren Haltepunktdichte vorgeschlagen, zusätzlich für jeden der Unistandorte
Haarenfeld und Wechloy eine eigene Haltestelle einzurichten, da hier das
Fahrgastaufkommen groß genug sein sollte, wobei ich beispielsweise auch
das nahe Altenheim am Schützenweg und die höhere Wohndichte dieser Gegend
im Blick hatte.
Antike Krieger auf einem Oldenburger Bauernhof Vielfach werden Monumente herrschaftlicher Selbstdarstellung nur zufällig überliefert. Was anderswo gewaltige versunkene Statuen oder Palastreste sind, kommt im Oldenburger Land etwas bescheidener aber gleichwohl spektakulär daher. Auf einem unserer Bauernhöfe hat sich ein Steinfries erhalten, der mit dem Oldenburger Grafenhaus in Verbindung gebracht werden kann.
Woran denken
Sie spontan beim Stichwort „Bauernhof“? Vielleicht an alte Häuser unter
hohen Bäumen, an dörfliches Leben, an allerlei Nutztiere, an Felder,
Wiesen und Weiden, an moderne Landmaschinen, an Brüssel und
Agrarsubventionen, an Nahrungsmittel im Kühlregal der Supermärkte. Aber
an eine Schar
antik anmutender Reiterkrieger wohl eher nicht.
Grund genug, sich das Kunstwerk einmal genauer anzusehen, von dem nur die linke obere Ecke erhalten ist. Wie groß der Fries insgesamt war, lässt sich nicht mehr sagen; wohl aber, dass er am rechten Rand und im unteren Bereich abgebrochen ist oder abgeschlagen wurde. Dargestellt sind zwei Reihen von Berittenen in klassisch-antik erscheinender Bekleidung bzw. Rüstung. Zu erkennen sind Helme mit Federbüschen als Zier, die man von den Griechen und Römern kennt, zwei eher gerade Schwerter und ein gekrümmtes säbelartiges, alle drei mit ähnlichem Griff, und wohl eine Art Marschallstab. Sättel sind nicht recht zu identifizieren, fest steht aber, dass die Krieger „klassisch“ reiten, nämlich ohne Steigbügel, die in Europa erst ab 700 n. Chr. verwendet wurden. Im Hintergrund, im oberen Teil der Szene, stürmen etwa 10 Mann zum Teil mit gezogenen Schwertern in wildbewegtem Galopp nach rechts. Unten, von der Bruchkante zerschnitten, sind die Krieger größer dargestellt. Man sieht links außen einen besonders großen und rechts außen (an der rechten Bruchkante) zwei behelmte Köpfe mit Federbüschen, die jeweils zur Mitte schauen, wo sich anscheinend eine Kampfszene abspielt: In der linken Mitte hat ein grimmig blickender Krieger seinen säbelbewaffneten rechten Arm wie zum Hieb hoch erhoben, ihm rechts gegenüber kann man gerade noch einen sich aufbäumenden Pferdekopf erkennen, der dazugehörige Reiter wird sich unterhalb der späteren Bruchkante befunden haben. Die vorgesehene Richtung der Bildbetrachtung scheint von rechts nach links auf den größten Mann zuzulaufen. Könnte man die Szene im Hintergrund noch für einen bloßen Kavallerievorstoß halten, wird durch die untere deutlich, dass es sich um eine Schlachtdarstellung handeln muss, ob nun eine bestimmte antike, eine antikisierende mit zeitgenössischem Hintergrund oder eine reine „Idealdarstellung“.
Es stellt
sich die Frage nach dem Alter des Schlachtenfrieses, das einen Hinweis
zu seiner Geschichte geben könnte. Zur näheren Bestimmung, zu der
sicherlich Kunsthistoriker Wertvolles beitragen könnten, wären Art und
Ausführung seiner Figuren mit den wenigen erhaltenen ähnlichen Objekten
aus der Stadt Oldenburg zu vergleichen. In Frage kämen dafür 1. außer
dem figürlichen Schmuck an der ältesten Fassade des Oldenburger
Schlosses, dem Anton Günther-Bau (im Nordwinkel mit dem Hauptturm), noch
2. die ebenda im Landesmuseum Oldenburg fragmentarisch erhaltene
Innenausstattung eines Rittersaales aus dem in der Mühlenstraße 22
abgebrochenen Graf-Christopher-Haus und 3. die sieben Viertel- und vier
Halbsäulen mit biblischen und antiken Motiven, die aus dem 1502 erbauten
Adelsstadthaus Ritterstraße 4 stammen und in den 1913 errichteten
Nachfolgebau übernommen wurden, dem Gebäude der 1789 gegründeten Stallingschen Druckerei, das seinerseits 1965 für ein Parkhaus
abgebrochen wurde. Heute befinden sich zwei der Halbsäulen im neuen
Firmengebäude des Stalling-Verlages in der Ammergaustraße, weitere im
alten Foyer des Oldenburger Stadtmuseums.
Wie wäre das Bruchstück des Frieses nun auf einen Oldenburger Bauernhof gekommen? Vielleicht fand man es zu schade zum Wegwerfen, weshalb man ihn sozusagen „in den Keller“ brachte, auf das Grundstück eines der Landesherrschaft gehörenden Bauernhofes nämlich. Das ist aber wenig wahrscheinlich, denn was weg soll, kommt weg. Auch heute wird oft bei Abbrüchen oder Umbauten öffentlicher und privater Gebäude erstaunlich wenig Rücksicht auf Kunst am Bau genommen (z.B. der zerstörte flaggeschwingende Soldat an der Hindenburg-Kaserne, ein jüngeres „Kriegermotiv“). Eher wird die Initiative wohl vom Bauern ausgegangen sein, der hofdienstverpflichtet vielleicht beim Umbau mithelfen musste, etwa Fuhrdienst leisten. Vielleicht waren es die dargestellten Pferde, die es ihm angetan hatten, denn wie schon Graf Anton Günther waren (und sind) auch etliche der hiesigen Bauern leidenschaftliche Pferdezüchter. Als er nachfragte, könnte ihm der zuständige Hofbeamte gesagt haben: „Dat kannst hebben, dat bruk wi nich mehr.“ (Auf plattdeutsch, wenn der Beamte aus Norddeutschland stammte und jovial war = „Das kannst du haben, das brauchen wir nicht mehr.“ Andernfalls hochdeutsch: „Das kann er haben, das benötigt die gnädige Herrschaft nicht mehr.“)
Aber das alles sind nur Erklärungsversuche,
die reine Mutmaßungen bleiben müssen, solange sie nicht belegt werden
können! Zumindest gewährt uns dieser unverhofft in bäuerlicher Sphäre
erhaltene herrschaftlich-adelige Fries einen kleinen Blick auf die
vielen verlorengegangenen Geschichten innerhalb der Geschichte
Oldenburgs.
Literatur zu Bildhauerkunst an stadtoldenburger Gebäuden:
|
http://www.Stadt-Land-Oldenburg.de / www.Stadt-Land-Oldenburg.info |